20 Jahre Europaklasse

20 Jahre Europaklasse – fast 500 Speditions- und Logistikkaufleute in Hamburg haben erfolgreich ihr Auslandspraktikum absolviert.

Das Ausbildungsangebot Europaklassen[1] der Beruflichen Schule für Spedition, Logistik & Verkehr verfolgt das Ziel, leistungsorientierten Auszubildenden innerhalb ihrer Ausbildungszeit Gelegenheit zu geben, ein „Mehr“ an Kompetenzen zu erwerben, aktiv und selbstgestaltend ihre Ausbildung zu betreiben. Ferner übernehmen die Auszubildenden Selbstverantwortung für den eigenen und den teambezogenen Lernprozess, um die Fach-, Methoden-, Human-, und Sprachkompetenz unter Beweis zu stellen und zu fördern. Zudem wird mit diesem Angebot angestrebt, die berufliche Mobilität der Auszubildenden zu erhöhen.

EuropaklassenZu den Aufnahmebedingungen zählen u.a. eine Ausbildungsdauer von 30 Monaten, ein Bewerbungsschreiben und Lebenslauf in englischer Sprache, gute (Note 2) Englischkenntnisse nach mind. acht Jahren Schulenglisch o.ä. und die Zustimmung des Ausbildungsunternehmens.

Das Angebot, „Mehr“ an Kompetenzen zu erwerben, haben die Schülerinnen und Schüler sehr schnell adaptiert. Den Rahmen dazu bildet u.a. die Unterrichtsorganisation. So wurde die Stundentafel modifiziert, indem zwei Stunden Spanisch pro Woche erteilt und ein anspruchsvoller, fachorientierter Englischunterricht angeboten wird. Das LehrerInnen-Team bietet fächerübergreifenden Unterricht in Lernfeldern an; gibt den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Handlungsprodukte, z.B. in Form von Projektergebnissen, zu erstellen, zu präsentieren und die Lernprozesse zu reflektieren.

Ein besonderes Merkmal und auch ein ‚Highlight‘ für die Auszubildenden ist das Auslandspraktikum. In diesem Kontext finden die Auszubildenden, zumeist in Eigenregie, Praktikumsplätze in ausländischen Niederlassungen oder bei einem Agenten ihres Ausbildungsbetriebes oder bei einer Partnerspedition o.ä. ebenso wie sie Unterkünfte und An- bzw. Abreise selbsttätig organisieren. Dieses eigenständige Engagement ist gewollt und wird dadurch ergänzt, dass die Auszubildenden nach kurzer Einarbeitungszeit in den Arbeitsprozess integriert werden.

Resümee nach 20 Jahren Erfahrung aus Sicht der Berufsschule:

  • Das Speditionsgewerbe in Hamburg steht diesem Ausbildungsangebot positiv gegenüber. Ausbildungsunternehmen und Auszubildende erwarten, dass perspektivisch jährlich mehr als die bisherigen ca. 12 % Auszubildende von ca. 200 Auszubildenden (Abschluss Abi und FHR) diesen Ausbildungsweg gehen.

Die jährlichen Reflexionen zum Auslandspraktikum ergeben in der der Tendenz folgendes Bild:

  • das wesentliche Ziel ‚Verbesserung der Fremdsprache‘ konnte erfüllt werden; denn ca. 80 % der Auszubildenden konnten ihre Fremdsprachenkenntnisse verbessern oder festigen. Die dominierende Fremdsprache ist Englisch und an zweiter Stelle wird Spanisch gewünscht. Das zeigt sich an den Praktikumsplätzen und den Wünschen der Auszubildenden.
  • nahezu alle Auszubildenden konnten selbstständig am ausländischen Arbeitsplatz tätig sein.
  • auch konnten nahezu alle Auszubildende wichtige interkulturelle Erfahrungen sammeln, z.B. anderes Arbeitstempo (Australien, Mexiko), harte Arbeit, wenig Urlaub (USA), Wahrnehmung eines anderen Nationalbewusstseins (USA, Singapur)

weitere Erkenntnisse aus den Auslandspraktika:

  • Der hohe Ausbildungsstandard des dualen Berufsbildungssystems eröffnet den Auszubildenden die Möglichkeit, sich relativ schnell in die Arbeitsprozesse im Ausland (GB, USA, Australien u.v.a.m.) einzuarbeiten.
  • Die Kosten, die über die evtl. Zuschüsse hinaus anfallen, tragen Auszubildende und Unternehmen; fast alle Unternehmen tragen meist den größeren Anteil der Kosten.
  • Nicht zuletzt ist als Praktikumsertrag die Persönlichkeitsentwicklung der Auszubildenden zu betonen.

Hans Brandenburg/Jens Gutermuth

[1] Als ein Ergebnis des BLK-Modellversuchs (1992 – 1995) „Europaqualifikationen – Fremdsprachliche Zusatzqualifikationen als Bestandteil der Berufsausbildung von Speditionskaufleuten“ bietet die Berufliche Schule für Spedition, Logistik und Verkehr (früher: Staatliche Handelsschule Holstenwall) seit Sommer 1995 eine Ausbildung in Europaklassen an.

 

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